Seilbahnstationen OLANG I + II, Kronplatz

Dach mit Wellenform


Seilbahnstationen OLANG I + II, Kronplatz

studio schlotthauer matthiessen architecturemade, Hamburg


Die Umgebung von Winterurlaubsorten ist meist von der Präsenz der Seilbahnen, welche die Wintersportler auf die Berge bringt, geprägt. Für die Wintersaison 2020 wurde die Bahn der Aufstiegsanlage OLANG I+II erneuert. Dazu wurde die alte Seilbahn mit Sechser-Kabinen durch eine Einseilumlaufbahn mit Zehner-Kabinen ausgetauscht. Dieser funktionalen Infrastruktur ein gewisses Extra zu verleihen, war die Aufgabe für das Büro studio schlotthauer matthiessen architecturemade aus Hamburg bei der Neugestaltung der Gebäudehüllen der Tal-, Mittel- und Bergstation der Anlage. Dabei war es sowohl für die Architekten als auch für die Betreiber wichtig, dass sich die drei Stationsgebäude des Lifts harmonisch in die Landschaft einfügen. Entstanden ist eine Hülle, die an den unterschiedlichen Liftstationen flexibel angebracht werden konnte, die bestehenden Strukturen integriert und wo nötig ergänzt hat. Zudem zeigt die transparente Überdachung über der Lifttechnik den technischen Charakter der Anlage. Ein Highlight bildet das Dach in Wellenform. Die drei neuen Seilbahnstationen der Olang-Bahn zeichnen sich durch eine dynamische, transparente sowie skulpturale Gebäudeform aus, ohne dabei aufdringlich zu erscheinen.


Flexibles Gestaltungskonzept

Gegenüber der transparenten Überdachung der Lifttechnik bestehen die flachen seitlichen Stationsdächer aus einer sich selbsttragenden Verbundkonstruktion aus Kragstützen und Ortbetonwänden. Durch die Auskragung der Dächer wird im Bereich der Ein- und Ausstiegszone Stützenfreiheit erreicht. Dies ermöglicht zum einen, einen ungehinderten Personenfluss, zum anderen bleibt die Lifttechnik mitsamt Lifthülle unangetastet. Das Stationsdach schiebt sich als auskragendes Dach bis an den Fahrbereich der Gondeln heran und bildet einen hallenartigen Raum aus. Beide Dachelemente, die flachen seitlich andockenden Stahldächer der Gondelstation und die transparente gebogene und geschwungene Überdachung der Seilbahntechnik bilden dann gemeinsam die Einhausung der drei Liftstationen.

VERBINDUNG ZUM BESTAND

Um die neue Gebäudehülle der drei Stationen nicht nur in die Landschaft, sondern auch in die bestehende Bebauung zu integrieren, wurden zudem kleinere Bauten an den Seiten realisiert. Diese „Flügelbauten“ verbinden die Seilbahnüberdachung mit dem Bestand bzw. bilden neue Nebengebäude wie zum Beispiel Zugangsbereiche aus. Gegliedert durch großzügige, horizontal verlaufende Glasbänder wird ein hoher Grad an Transparenz und eine Verknüpfung mit dem Außenraum geschaffen. Die Verschmelzung von außen und innen – von Architektur und Landschaft – wird durch die Gestaltung der Wandelemente, die aus Betonfertigteilen bestehen, hervorgehoben. Die äußere Hülle schließt sich an den Stellen, wo es räumlich gefordert ist, und öffnet sich in anderen Bereichen zur Umgebung bis zur Auflösung ihrer selbst in schlanke Stützpfeiler, um sanft in die Landschaft überzugehen.


DYNAMISCHE DACHKONSTRUKTION

Unter einem großen, schützenden und lichtdurchfluteten Wetterschutzdach erfolgt das Ein- und Aussteigen in die einzelnen Gondeln, deren Seilbahntechnik bewusst wahrnehmbar gehalten – sozusagen als „gläserne Seilbahntechnik“ – hervorgehoben ist. Die Dachkonstruktion über der Seilbahntechnik – das Wellendach – besteht aus einem räumlichen Fachwerk, welches mit einer einlagig hinterspannten ETFE-Folienhaut bedeckt ist. Durch die transparente und offen gestaltete Dachkonstruktion wird eine Kontinuität von Architektur und Landschaft geschaffen. Unter dem durchsichtigen Wetterschutzdach bleibt die Außenbeziehung für die Besucher erhalten und der Außenraum erlebbar. Der dynamische Bewegungsfluss der Seilbahn, die Dynamik des sich Bewegens und Rotierens, der Schwung des Skifahrens wird in die Formensprache der Überdachung aufgenommen. Flexibel auf alle Liftstationen anpassbar nimmt die fließende, schwungvolle Bewegung der Dachhaut zudem das abwechselnd geformte hoch und niedrig der umliegenden Berge auf. In ihrer Breite bleibt die Überdachung des Gondelbereiches aufgrund der einheitlichen Fahrbahntrassen der Liftanlagen über die drei Liftstationen immer identisch. In ihrer Längenausdehnung hingegen variiert sie, je nach den spezifischen Strukturen der einzelnen Liftanlagen.

FARBLICHE AKZENTUIERUNG

Die Materialwahl und Ausgestaltung ist bei allen Stationen identisch, um das Gesamterscheinungsbild der drei Stationen als Einheit zu akzentuieren. Die Unterbauten aller drei Stationen, sowie die massiven Stützpfeiler, welche die Lasten sowohl der Seilbahntechnik als auch der gesamten Dachkonstruktion aufnehmen, wurden in schwarzem Ortbeton ausgeführt. Wohingegen sich die darüberliegenden Bereiche der Einstiegsebenen an den Fassaden mit hellem Beton bzw. weißen Verblechungen absetzen. Der Innenraum der Einstiegsebene ist in hellen Grau- und Silbertönen gehalten und stellt wahrnehmbar einen Gesamtbereich dar. Die Konstruktionselemente der einzelnen Tragstrukturen unterscheiden sich ebenfalls durch das Farbkonzept, um das Prinzip der komplexen Tragstruktur zu verdeutlichen. In einem gelbem Farbton hervorgehoben ist auch die Drehscheibe der Seilanlage, um die Bedeutung ihrer Funktion zu unterstreichen.


EIGENHEITEN DER EINZELNEN STATIONEN

Bei der Talstation definiert und fasst die äußere Hüllenfläche den straßenseitig gelegenen Eingangsbereich, sowie den Vorbereich zur Tiefgarageneinfahrt. Um eine Kurzverbindung seitlich des Kassenbereiches generieren zu können, wurde der Infobereich versetzt und gegenüber den Kassen mit direktem Zugang zur neu geschaffenen Bürofläche platziert. Eine Einzelkasse wird zusätzlich auf der Einstiegsebene angeboten. Mit ihrer gerundeten Formen gegenüber Ankunfts- und Parkplatzbereich betont sie „Anfang und Ende“ der Aufstiegsanlage und setzt dieser einen markanten Auftakt. In der Mittelstation ist die Antriebstechnik der Seilanlage untergebracht. Das ehemalige Kabinenmagazin an der Talstation wurde aufgelöst und an der Seite der Mittelstation neu verortet. Dort werden im unteren, schwarz gehaltenen Bereich Schneefahrzeuge und andere Geräte aufbewahrt. Durch ihre Doppelfunktion ist die Mittelstation die längste und reagiert in ihrer formalen Ausgestaltung mit ihren Schwüngen im Dachbereich auf Berg und Tal und bildet im mittleren Segment eine ruhende Zone aus. Die Bergstation schafft durch eine neue Aufzugsgestaltung eine direkte Verbindung zum Kron Restaurant. Ferner gibt es einen neuen Kassenbereich auf der Einstiegsebene. Betont wird hier die Geste des Ein- und Aussteigens durch den sich weit öffnenden Dachbereich, der sich zum Hang hin erhebt und den Abschluss der Aufstiegsanlage formuliert. Prägnant geschliffen zeigt sich die letzte „Abschlussstütze“ und formuliert eine markante Geste.

Projektinformationen

Objekt: Seilbahnstationen OLANG I + II, Kronplatz

Architekten: studio schlotthauer matthiessen architecturemade, Hamburg
(www.architecture-ma.de)

Fotos: Harald Wisthaler


U.A. BETEILIGTE FIRMEN

Doppelmayr Seilbahnen GmbH
A-6922 Wolfurt

IN-Metall GmbH
I-39012 Sinich / Meran

Pellegrini GmbH
I-39034 Toblach