Basler Kantonalbank am Brunngässlein, Basel

Nachhaltiges Bankgebäude


Basler Kantonalbank am Brunngässlein, Basel

Mint Architecture, Zürich


Die Umgestaltung von älteren Gebäuden erfordert von den ausführenden Architektinnen und Architekten ein besonderes Fingerspitzengefühl. Auf der einen Seite erfüllen die früheren Grundrisse oftmals nicht mehr die Ansprüche an die in der Gegenwart gewünschten Strukturen. Waren vor 50 Jahren noch klassische Büroanordnungen mit vielen Einzelbüros und langen Fluren maßgeblich, sind heute offene, kommunikationsfördernde Arbeitswelten gefragt. So geht in vielen Unternehmen der Trend bei der Gestaltung von Büros mehr zu freien und flexiblen Arbeitsräumen. Der Arbeitsplatz wird zu einem Ort der Begegnung und zum Austausch kreativer Ideen. Auch die situative Umgestaltung der Strukturen soll, wenn möglich, in den neuen Grundrissen möglichst gewährleistet sein, dass zum Beispiel einzelne Wände versetzt werden können, ohne dass der Betriebsablauf wesentlich gestört oder gar unterbrochen werden muss. Durch die stärker verschwimmenden Grenzen zwischen Berufs- und Privatleben wird heute auch eine hohe Aufenthaltsqualität in Büros vorausgesetzt, damit sich die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer hier wohlfühlen können. Ein weiterer entscheidender Punkt bei älteren Gebäude ist die Bewirtschaftung und die Energieeffizienz: Die politischen Bestimmungen im Bezug auf die Dämmung von Gebäuden sind im Zuge des Klimawandels strenger geworden und auch da genügen die meisten Bestandsbauten den Anforderungen nicht mehr. Zudem sind die Unternehmen immer mehr daran interessiert, die baulichen Strukturen ihrer Zentralen und Filialen zukunftsorientiert zu gestalten. Das im 2022 komplett sanierte Gebäude der Basler Kantonalbank am Brunngässlein hat für die Bank Vorzeigecharakter. Mit der Sanierung hat die Basler Kantonalbank ein erstes Mal ihr Vorhaben umgesetzt, ihre Immobilien nach und nach gemäss dem Minergie-P-Standard zu sanieren. Das Planungs- und Strategiebüro Mint Architecture hat das siebengeschossige Geschäftshaus nachhaltig saniert und zu einer modernen Arbeitswelt für rund 200 Mitarbeitende umgebaut. Das Geschäftshaus mit den beiden Gebäuden Aeschenvorstadt und Brunngässlein wurde in den 1970er-Jahren gebaut, wobei die Aeschenvorstadt bereits vor zehn Jahren saniert wurde. Als Gebäudekomplex bilden die beiden Häuser den Hauptsitz der Basler Kantonalbank mit Büros und Kundenfiliale sowie Private-Banking-Abteilung, die im Zuge der Brunngässlein-Sanierung in die Aeschenvorstadt umgezogen ist. Mint Architecture setzte sich im Wettbewerb um die Sanierung des Brunngässleins mit ihrem gesamtheitlichen Ansatz durch. Das Büro zeichnete bei dem Architektur- und Workplaceprojekt für die Entwürfe und Konzepte sowie die Ausführungsplanung verantwortlich. Nach rund zweijähriger Bauzeit setzt das kernsanierte Brunngässlein für die Basler Kantonalbank bezüglich Nachhaltigkeit einen neuen Standard und bietet den Mitarbeitenden eine moderne Arbeitsumgebung für hybrides Arbeiten.

MINERGIE-HÖCHSTWERT ERSTMALS UMGESETZT

Um die Anforderungen des für Bestandsimmobilien höchsten Minergie-Standards zu erfüllen, wurde die gesamte Gebäudetechnik – HLKS/E Heizung-Lüftung-Klima-, Sanitär- und Elektroanlagen – zurück- und neu aufgebaut, wodurch der Energiebedarf für Heizung und Kühlung um rund 50 Prozent gesenkt werden kann. Auf dem Flachdach und dem die beiden Gebäude verbindenden Turm wurde eine leistungsfähige Photovoltaik-Anlage installiert sowie das Dach und der Innenhof nach den Auflagen der Stadt Basel begrünt. Eine besondere Bedeutung kam bei der Sanierung der strassenseitig ausgerichteten Fassade zu, die statisch und bezüglich Erdbebensicherheit nicht mehr den Vorschriften entsprach. Um diese zu erfüllen, wurde die alte Fassade vom Gebäude entkoppelt, das Gebäude neu gestützt und eine vorgehängte, energieeffiziente Gebäudehülle realisiert.


FASSADE SCHAFFT ARCHITEKTONISCHE EINHEIT

Prägendes Element der neuen Fassade ist die Rasterung, die sich an das vordere Gebäude anlehnt. Die verglasten Lamellen der Aeschenvorstadt wurden mit 30 Zentimeter langen schwertähnlichen Lamellen von Mint Architecture neu interpretiert. Sie dienen den Innenräumen des Brunngässleins als Sonnen- und Blendenschutz und bestehen aus eloxiertem Aluminium, dessen Wirkung und Anmutung sich je nach Lichteinfall ändert. „Die Fassade spielt in der Identifikation eines Gebäudes eine zentrale Rolle“, sagt Gesamtprojektleiterin Sonja Haag-Walthert von Mint Architecture. „Beim Brunngässlein ist es uns gelungen, durch die Rasterung der neuen Gebäudehülle die Firmenidentität neu zu interpretieren und aus dem Bestand heraus weiterzuentwickeln.“

MODERNE ARBEITSUMGEBUNG

Basierend auf den ökologischen Verbesserungen bezüglich Beschattung, Beleuchtung und Raumklima wurde das Brunngässlein in eine innovative und kollaborative Arbeitswelt nach dem tätigkeitsorientierten Activity-Based-Working-Ansatz umgebaut. Neu integrierte Typologien bieten den Mitarbeitenden die Möglichkeit von Begegnung, Austausch und Rückzug und bilden die Voraussetzung, um New Work zu leben und zu erleben. So sind die sieben Geschosse einheitlich als Open Space mit jeweils fensterseitig frei wählbaren Arbeitsplätzen konzipiert. Sie werden mittig durch eine Begegnungszone mit Teeküche, Sitzungszimmer und Besprechungsmöglichkeiten unterteilt, die jeweils beidseitig zugänglich sind. Das durch die großzügigen Fensterfronten und die verglasten Sitzungszimmer helle Ambiente kombiniert mit starken Schwarz-Weiss-Kombinationen widerspiegeln die Corporate Identity der Basler Kantonalbank. Die Aussenseiten von Teeküche und Sitzungszimmer sind mit Holz und sichtbaren verchromten Leitungen umrahmt und auf jedem Stockwerk wurde eine dominierende zweite Wandfarbe eingesetzt. Die strassenseitig angebrachten Vorhänge unterstützen die Akustik, schützen vor Lichteinfall und tragen zusätzlich zu einem Ambiente bei, in dem sich die Mitarbeitenden aufgehoben fühlen und angeregt werden.


PRIVAT BANKING ABTEILUNG

Mit der Gesamtsanierung des Brunngässleins zog die Privat Banking Abteilung in die Aeschenvorstadt um. Im 2. Obergeschoss hat Mint Architecture eine neue Kunden- und Arbeitsumgebung, die das von ihnen entworfene Filialdesign der Basler Kantonalbank aufgreift, entworfen und umgesetzt. Auf 330 Quadratmetern sind acht technisch modern ausgestattete Beratungszimmer sowie eine Mitarbeiterzone von 220 Quadratmetern entstanden. In der Materialisierung finden sich auch in der neuen Private Banking Abteilung kontrastreiche Schwarz-Weiss-Kombinationen und eine durch Glaswände geschaffene Transparenz, die bei Gesprächen aus Diskretionsgründen mit Vorhängen geschlossen werden können. Eine Besonderheit bildet der Eichenboden, der vom Riemenparkett des Bankratsaales im 6. Obergeschoss inspiriert ist und neu interpretiert wurde.


MINT ARCHITECTURE

Mint Architecture baut im Bestand und belebt Räume und Immobilien im Einklang von Nutzung, Gestaltung und Nachhaltigkeit. Das Strategie- und Planungsbüro deckt alle Phasen eines Projektes ab und verfügt über Expertise in den Märkten Commercial & Mixed Use, Retail & Lifestyle, Gastronomy & Hospitality, Office & Headquarter sowie Banking & Finance. Es wurde 1995 gegründet und ist seit 2019 ein Tochterunternehmen des europaweit agierenden Planungsbüro ATP architekten ingenieure.

Projektinformationen

Objekt: Basler Kantonalbank am Brunngässlein, Basel

Architekten: Mint Architecture, Zürich
(www.mint-architecture.ch)

Agentur: vademecom ag, Zürich
(www.vademecom.com)

Fotos/Pläne: Mint Architecture


U.A. BETEILIGTE FIRMEN

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