magdas HOTEL Vienna City, Wien

Sozial & nachhaltig


magdas HOTEL Vienna City, Wien

BWM Architekten, Wien


Die Idee Geflüchtete selbst zu Gastgeber*innen werden zu lassen, wurde 2015 mit dem als zeitlich begrenzten Pop-up geplanten magdas HOTEL im Wiener Prater von der Caritas der Erzdiözese Wien in die Tat umgesetzt. Nachdem der Erfolg unübersehbar war, wurde an einer anderen Adresse an einer zukunftsfähigen und dauerhaften Lösung gearbeitet. In einem ehemaligen Priesterwohnhaus wurde im Oktober 2022 das magdas HOTEL Vienna City mit 85 Zimmern, Restaurant, Schani- und Gastgarten fertiggestellt. BWM Architekten zeichnen für die Gesamtkonzeption der behutsamen Transformation des Gebäudes verantwortlich. Das Haus ist das erste Social Business Hotel Österreichs. Ziel ist es, Menschen mit Fluchthintergrund eine Chance am Arbeitsmarkt zu geben und ihnen in Zusammenarbeit mit Hotellerie-Profis Arbeit und Ausbildung zu bieten. Im Sinne der ökologischen Nachhaltigkeit wurden außerdem Erdwärmesonden und Photovoltaikanlagen installiert, wassersparende Toiletten und Armaturen eingebaut und ein Garten statt Parkplätzen angelegt.

ARCHITEKTONISCHES KONZEPT

In den kontemplativ ruhig gestalteten Hotelzimmern findet sich der Genius loci des Stephanushauses als Ort des Geistes wieder, zugleich wurde die Idee der Begegnung und des Gemeinschaftlichen neu interpretiert: nicht nur im Erhalt der architektonisch bemerkenswerten Kapelle im 6. Obergeschoss. Im Erdgeschoss wurde das Haus zur Stadtumgebung geöffnet und die großen Fenster laden in das hauseigene Restaurant ein. Der Schanigarten in der Ungargasse und der Gastgarten Richtung Krummgasse schaffen neue Begegnungsorte im dritten Bezirk. Die Geschichte des magdas HOTEL Vienna City ist eine ganz außergewöhnliche. „Jahrelang diente das Stephanushaus als Priesterwohnheim“, erzählt Johann Moser von BWM Architekten, „zudem wohnten ganz oben unter dem Dach einige Ordensschwestern, die hier auch als Wirtschafterinnen tätig waren.“ Die Zimmer in den beiden unteren Stockwerken waren Gästen vorbehalten, so wohnten dort zum Beispiel die Orgelbauer, die die Orgel im Stephansdom renovierten. „Diesen Mix aus Rückzug und Begegnung wollten wir unbedingt bewahren“, ergänzt Johann Moser, „während in den öffentlichen Bereichen die Menschen zusammenkommen, sich austauschen, bisweilen etwas erleben, sind die Zimmer eher puristisch gehalten und dienen als Orte der Besinnung und des Rückzugs vom Wirbel der Stadt und vom Treiben im Erdgeschoss.“ Die Idee der Begegnung und des Gemeinschaftlichen, eines der Grundprinzipien von magdas, wird hier neu interpretiert. Weitgehend erhalten wollte man den Stil des Hauses aus den frühen 1960er Jahren, diese gleichermaßen zurückhaltende wie elegante Architektur der damaligen Zeit. So wurde etwa im Eingangsbereich der schwarzgrüne Steinboden bewahrt, dazu ein geschwungenes Empfangspult, das nun Teil der neuen Bar ist, sowie einige Möbel im Vintage-Stil. Und auch der schöne alte Lift landet, wenngleich saniert, so doch visuell unverändert im Foyer. „So zurückhaltend sich die damalige Architektur generell präsentierte, so flamboyant konnte sie sich im Detail zeigen“, sagt Architekt Moser. Wie beispielsweise im Fall der Kapelle im sechsten Stock des Stephanushauses, die vollständig bewahrt wurde und weiterhin etwa für Taufen und Hochzeiten genutzt werden kann. Im letzten Stock wurden die Zwischenwände entfernt, um einen weitläufigen Raum zu gewinnen, der für Veranstaltungen und Konferenzen genutzt werden kann.

BEGRÜNT, WIEDERVERWERTET, UPCYCLED

Auch im Erdgeschoss wurde ein großzügiger Raum geschaffen, wo ein Durchblick bis in den Garten nun möglich ist. Das Foyer und der Empfangsbereich gehen auf der linken Seite in das Restaurant „magdas LOKAL“ über. Auf der anderen Seite führt der Weg in den Veranstaltungsraum. Mittels dunkelgrüner Säulen und einer niedrigeren Raumhöhe wurde der Empfangsbereich atmosphärisch vom Lokal-Bereich getrennt. Im magdas LOKAL mit 85 Sitzplätzen wurden die weiten Fensterfronten sowohl im Innen- als auch im Außenbereich mit Sitzbänken ausgestattet, sodass sie einen Schanigarten in der Ungargasse bilden. An einigen Stellen gewähren die Fensteröffnungen einen Blick durchs gesamte Haus, bis hin zum einstmals versiegelten Parkplatz in der Krummgasse auf der anderen Seite des Gebäudes. Dieser wurde neu gestaltet, mit Grünflächen, Bäumen und Pergolas ausgestattet und dient nun als Gastgarten und zugleich als kleine Erholungs-Oase im Stadtgebiet. Mit seinem dunklen und bunten Terrazzo-Boden und den dunkelgrünen Mittelsäulen reagiert das magdas LOKAL farblich auf das Schwarz-Grün des Eingangsbereichs. Die Einrichtung besteht aus einem bunten Mix aus bereits vorhandenen Vintage-Möbeln und neuen Sitzbänken. Generell zählten Wiederverwertung von Vorhandenem wie Möbeln, Lampen, Einrichtungsgegenständen zu den Prinzipien des Projekts. Nicht zuletzt, um den Ansprüchen des Betreibers – magdas Social Business der Caritas der Erzdiözese Wien – in Sachen Nachhaltigkeit beziehungsweise soziales und ökologisches Engagement gerecht zu werden. Zu diesem Zweck arbeitet das Team von BWM Architekten kongenial mit dem Vorarlberger Architekten und Experten für Upcycling, Daniel Büchel, zusammen, der schon beim magdas HOTEL Vienna Prater für Re-Use und Upcycling der vorgefundenen Möbel sorgte. „Erleichternd hinzukam, dass die Caritas selbst soziale Einrichtungen betreibt, in denen bestimmte Arbeiten erledigt werden konnten. So wurden etwa die Stühle in einer Werkstatt renoviert, die Menschen mit Behinderung beschäftigt“, betont Johann Moser. Nach demselben Prinzip der Wiederverwertung wurden unter anderen die Betthäupter und Tische in den 85 Zimmern aus ausgedienten Schranktüren gefertigt.


GRÜN-SCHATTIERUNGEN

Den Weg zu den Zimmern dominiert die Farbe Grün, die sich hier in etlichen, unterschiedlichen Schattierungen wiederfindet. Das abgewandelte Pepitamuster des Teppichbodens versteht sich als augenzwinkernde Hommage an die Ästhetik der 1950er Jahre. Die hellen Gangwände wurden von der Künstlerin Michaela Polacek mit schwarzen, floralen Mustern versehen. Die Suiten im 6. Stock wurden von Daniel Büchel mit renovierten Originalmöbeln des Hauses aus den 60er Jahren und liebevoll gesammelten Accessoires aus dieser Zeit inszeniert. In den Zimmern selbst sind, ganz dem sakralen Geist des Ortes entsprechend, Sparsamkeit und Zurückhaltung angesagt. Beim Betreten der Zimmer öffnet sich der unverstellte Blick über das Waschbecken hinweg in den gesamten Raum, was diesen großzügig erlebbar macht. Die hochwertigen, hell-grünen Fliesen in WC und Bad unterbrechen sanft die ansonsten herrschende Bescheidenheit. Bei Bedarf können Vorraum und Waschbereich mit einem Vorhang vom Schlafbereich getrennt werden. An den schlicht-weißen Wänden verlaufen Schienen aus dunklem Eichenholz, an denen Spiegel, Garderoben, Schreibtische und sonstige Ausstattungselemente angebracht sind. Das Fernsehgerät versteckt sich in einer gleichfalls aus Eichenholz gefertigten Schatulle mit „Tabernakel“-Charakter.

Projektinformationen

Objekt: magdas HOTEL Vienna City, Wien
(www.magdas-hotel.at)

Architekten: BWM Architekten Wien
(www.bwm.at)

Fotos: BWM Architekten/Severin Wurnig/Julia Geiter


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BURIAN & KRAM Bauphysik GmbH
A-2620 Wartmannstetten