Hotel Goldene Rose, Dinkelsbühel

Unter einem Dach


Hotel Goldene Rose, Dinkelsbühel

NOA, Bozen/Berlin/Milano/Torino


Im geografischen Dreieck zwischen Stuttgart, München und Nürnberg, direkt an der Romantikstraße, liegt die mittelalterliche Kleinstadt Dinkelsbühl, mit allem, was dazugehört: Stadtmauer, Verteidigungsgräben und historischem Kern. In dieser außergewöhnlichen städtebaulichen Situation, gegenüber dem Münster St. Georg, empfängt heute das Fünf-Sterne-Hotel Goldene Rose seine Gäste – ein Haus, das auf eine bewegte Baugeschichte zurückblickt, die jetzt eine besondere Fortsetzung fand. Das aus dem 15. Jahrhundert datierende Hotel Goldene Rose mitten im Stadtzentrum, in dem auch Queen Victoria auf der Durchreise 1891 über Nacht eingekehrt ist, wurde als erstes Gebäude vom heutigen Hotelbesitzer erworben. Einem glücklichen Zufall ist es geschuldet, dass auch die vier dahinter angrenzenden Liegenschaften nach und nach zum Verkauf standen. So entstand die Idee, alle Gebäude unter einem gemeinsamen Dach zu vereinen und dabei den Fokus besonders auf dem Erhalt der historischen Struktur zu legen. Für das Interior Design wandte sich der Auftraggeber an NOA, vielfach erfahren mit Projekten im denkmalgeschützten Kontext und versiert im Umgang mit Bausubstanz, wo kaum ein rechter Winkel zu finden ist.

Die fünf Gebäude hatten zuvor die unterschiedlichsten Funktionen: Während die Goldene Rose immer schon Reisende beherbergte, dienten die unmittelbaren Nachbarn durch die Jahrhunderte hindurch als Gaststätten, Brauerei, Speicher, Lichtspieltheater, Tanzsaal, Casino und Wohngebäude. Aus dieser Vielfalt an Funktionen ein einheitliches Raumkonzept zu entwickeln, ohne dabei historische Spuren zu verwischen, war die erste große Herausforderung des Projekts. Die Suche nach der Essenz des Gebäudes, die Überwindung der Niveauunterschiede oder das Finden einer idealen Raumnutzung bei gleichzeitigem Erhalt der ursprünglichen Kubaturen waren nur einige der vielen kniffligen Aufgaben bei diesem Projekt.

ALTE SUBSTANZ NEU BELEBT

Als Kopfgebäude eröffnet das Hotel Goldene Rose den Reigen dieser variantenreichen Abfolge. Schon beim Betreten lädt die nach der einstigen Queen benannten Bar „Vicky“ mit Kaminstube und Tresen aus schwarzem Granit und Antik-Spiegeln zum längeren Verweilen ein. Hier begegnet man bereits dem gestalterischen Duktus, der sich durch das ganze Hotel zieht: die Übersetzung der Vergangenheit in die Gegenwart. Die Innenarchitekten spielten mit im alten Stil körnig verputzen Wänden, gespiegelten Deckenbalken in weiß gekälkten Eichenböden, und mit der Zur-Schau-Stellung alter Gilden-Zeichen, die dem Ensemble eine einzigartige Identität verleihen. Angrenzend an die Bar und vorbei an der historischen, alten Haupttreppe greift die Lobby mit großzügiger Rezeption und einladenden Sitzgelegenheiten die vorhandenen Versprünge und unterschiedlichen Ebenen des Gebäudes auf. „Der Gast soll das Gebäude intensiv erleben können – nicht nur durch ein paar Deckenbalken, sondern in seinen Höhen und Niveauunterschieden auch durch ein Hinauf- und Hinabsteigen“, erläutert Lukas Rungger, NOA Gründer.

Durch das angrenzende Gebäude, das der Erschließung und verschiedenen Service-Räumen gewidmet ist, hindurch gelangt man in Haus Nummer Drei, in dem sich auch der ehemalige Tanzsaal von 1870 befand. Im Erdgeschoss können die Hotelgäste im Restaurant „Kantine Rosine“ früh und abends speisen. Das Ambiente wird von umlaufenden Tapeten und leichten transluzenten Stoffen für getrennte, ruhigere Bereiche getragen. Der begrünte Innenhof gibt den Blick auf das Münster, die darüber liegenden Hoteletagen und den im Dachgeschoss gelegenen Outdoorpool frei. Das vierte Gebäude – ein ehemaliges Wohnhaus, das zuletzt als Casino genutzt wurde – beherbergt einige der insgesamt 43 Zimmer des Hotels und schließt die Lücke zum letzten Gebäude, ehemals Gasthaus und Brauerei.

ÄHNLICH UND DOCH ANDERS

Die Gästezimmer der Goldenen Rose sind zwar in drei Kategorien eingeteilt, folgen aber trotzdem alle demselben Designleitgedanken. So verfügt etwa jedes über ein hängendes Sofa, einen Wandteppich über dem Bett nach mittelalterlichem Vorbild und über ein offenes Bad, das sich mittels verspiegelten mosaikartigen Flächen im Raum auflöst. Eine Besonderheit sind die Juniorsuiten im ersten Gebäude, die sich über zwei Etagen mit Blick in den Spitzboden erstrecken, wo sich der Schlafbereich befindet. Hier geht der Wandteppich auf den Boden über, in den schließlich das Bett „hineingelegt“ wird. „Unser Nachhaltigkeitskonzept besteht hauptsächlich in der Nutzbarmachung alter Gebäude. In diesem Fall erschien uns die Beibehaltung der Gasträume berechtigt, um den Charme und die Strahlkraft für die Stadt weiterhin zu ermöglichen“, erklärt Interior Designer Patrick Gürtler. Ein besonderes Highlight ist der vormalige Tanzsaal und späteres Lichtspieltheater aus den 1950ern, aus dem ein neuer, multifunktionaler Veranstaltungsraum entstanden ist. Im Zuge des Projekts wurden unter anderem die zugemauerten Fenster wieder geöffnet. Die alte, klappbare Reihenbestuhlung war für den neuen Kinosaal – wird auch als Kunst- und Kulturbühne mit namhaften Künstlern bespielt – leider aufgrund mangelnder Multifunktionalität nicht weiter zu verwenden. Allerdings hat NOA die originalen Bezugsmuster durch einen eigenen Stoffdruck wieder neu eingebracht. Mitten im zweigeschossigen Raum, der auch für Events angemietet werden kann, schwebt eine separat über einen Steg begehbare Box – die „Kino Suite“ – mit großem Sichtfenster Richtung Kinoleinwand. Der Saal selbst kann mit riesigen Blackout-Vorhänge über zwei Etagen abgedunkelt werden.


ERHOLUNG GANZ OBEN

Der Wellnessbereich befindet sich im letzten Geschoss und erstreckt sich über die gesamte Dachlandschaft aller Häuser. Das NOA-Team arbeitete mit äußerster Sensibilität, um keine größeren Veränderungen an der ursprünglichen Struktur vorzunehmen. Von einem Massage- und Treatment-Bereich mit vorgelagerter Terrasse betritt man den so genannten „Dachboden-Spa“. Der zehn Meter lange Infinity-Außenpool mit einzigartigem Blick auf das Münster ist eine Raffinesse für sich: Um das Becken in der Draufsicht nicht wie einen Fremdkörper erscheinen zu lassen, wurde er überdacht. Durch die Perforation der Hülle kann der Schwimmende die Wolken sehen, der Pool bleibt jedoch von oben unsichtbar. Vollendet wird der Wellnessbereich durch einen großen Ruhebereich auf zwei Etagen, einer Obstbar und einer separaten Saunalandschaft – die Saunen sind direkt in den historischen Dachstuhl eingebunden. Über eine innenliegende Treppe erreicht man das Dachgeschoss. Hier kann man schließlich in den quergespannten Netzen in der obersten Spitze des Dachraums ein absolutes Highlight erleben.

Projektinformationen

Objekt: Hotel Goldene Rose, Dinkelsbühel
(www.hotelgoldenerose.de)

Interior Design: NOA, Bozen/Berlin/Milano/Torino
(www.noa.network)

Text: Barbara Jahn

Fotos: Alex Filz


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